BOLIVIANISCHE WEINE
Südamerikas geheimer Schatz

Bis vor kurzem hatte ich keine Ahnung, dass es in Bolivien Winzer gibt. Ich dachte, es wäre zu nah am Äquator und somit zu heiss. Über Ostern hatte ich jedoch die Chance, seine Weinregionen zu besuchen, und war überrascht von den wenig bekannten, aber aufregenden Weinen des Landes.

Ich höre Sie schon sagen: Wir haben doch so viele interessante Weinregionen vor unserer Haustür, warum Bolivien?

Wein am Morgen – Kaffee am Nachmittag

Zunächst einmal ist Bolivien die einzige Weinregion auf der Welt, in der man am Morgen einen qualitativ hochwertigen Winzer und eine Kaffeeplantage am Nachmittag besuchen kann. Das Land besitzt vier Weinregionen, und die nördlichste (Samaipata) befindet sich nicht nur an der Grenze des Amazonas-Regenwalds, sondern auch am äussersten Rand der kühlen klimatischen Saisonalität. Noch ein bisschen weiter nördlich, und das Klima wird tropisch – zu warm, um Wein anzubauen.

Bolivien besitzt einige der am höchsten gelegenen Weinberge auf der Welt. Seine grösste und beste Weinregion, das Valle Central in der Nähe von Tarija, liegt im Vorgebirge der Anden, im Süden des Landes auf 1600 bis 2250 Meter Höhe. In diesen Breitengraden in solcher Höhe sind die Nächte kühl, die Temperaturen steigen kaum über 35 Grad. Entsprechend entstehen Rotweine mit kraftvollen Aromen und immenser Fruchtkonzentration.

Alte, alte Reben

Die Geschichte des bolivianischen Weins ist faszinierend. Sie geht bis auf die spanischen Siedler zurück, die im 16. Jahrhundert um die Silber-Bergbaustadt Potosi herum Weinreben pflanzten. Deshalb gibts in Bolivien einige der weltweit ältesten Weinreben; sie werden noch immer für die Weinherstellung genutzt. Das Highlight ist der Weinberg San Roque im Tal von Los Cintis auf ungefähr 3000 Meter Höhe. Dort wachsen 250 Jahre alte Criolla- und Moscatel-Weine.

Das Essen und der Wein

Die bolivianische Küche stellt eine faszinierende Mischung aus Grillfleisch im argentinischen Stil und scharfen Gewürzen aus Asien und Spanien dar. Während Peru ein Paradies für Fischliebhaber ist, ist Bolivien der Traum eines jeden Fleischessers. Der reiche Geschmack der Speisen ist die perfekte Begleitung für die gehaltvollen, kräftigen und fruchtigen Rotweine des Landes. Wir haben während unseres Besuchs viele exzellente Rotweine verkostet (viele von diesen zu günstigen Preisen. Aber keine Rebsorte stach so heraus, dass sie das künftige Aushängeschild Boliviens werden würde. Die Rotweine, die von unterschiedlichen Winzern auf der Grundlage von
Syrah, Malbec, Tannat, Tempranillo und Petit Verdot hergestellt werden, habe ich sehr genossen, und ich vermute, dass ein jeder von ihnen hier grosses Potenzial besitzt. Sogar die Weissweine haben hier richtig viel Potenzial. Mein Favorit kam von dem beeindruckenden Kohlberg-Weingut von 40 Jahre alten Reben, die in der Kälte der Nacht gepflückt wurden und eine gute Frische sowie eine gewisse Tiefe in Geschmack und Mineralität aufwiesen.

Schliesslich hat Bolivien ohne Zweifel die wärmsten, sympathischsten und familienfreundlichsten Winzer, denen ich jemals begegnen durfte. Gemeinsam mit einer lernbegierigen jüngeren Generation von Winzern, die an einigen der besten Universitäten Amerikas studiert haben, werden sie dafür sorgen, dass dieses wenig bekannte Land zur verdienten Anerkennung auf der Weltbühne des Weins kommt.

Tipps (die Weine sind bei uns nicht erhältlich):
Kohlberg Stelar Ugni Blanc 2017, Tarija, 5.70€/Flasche
Aranquez Origin, Tannat 2015, Tarija, 16.25€/Flasche
Campos Esther Ortiz Petit Verdot 2016, Tarija, 32.50€/Flasche